Es war Freitag, der Morgen vergangen und der Mittag lief in vollem Gange. Die Temperaturen lagen bei warmen 25 Grad und ich saß im HomeOffice. Während ich arbeitete, stellte ich fest, dass im laufe des Tages immer mehr Menschen ans Wasser fuhren oder es zumindest noch für diesen Tag planten. Auch mir war ganz schön warm und auch ich spielte mit dem Gedanken, das Notebook zuzuklappen und ins Wasser zu fallen, sobald die Arbeit für den Tag getan ist. Die Dame des Hauses, Vanessa, lief zu mir, schaute mich an und sagte:“Alle sind heute im Planschbecken, im Pool, fahren an den See oder ins Freibad…“ worauf ich erwiderte:“Freibad ist eine gute Idee.. wollen wir auch!?“. Bis hier hin war die Unterhaltung noch normal, aber dann haute Vanessa einen Satz raus, mit dem ich nicht rechnete:“Nee.. wir.. wir fahren ans Meer!“.

Früher war ich überhaupt nicht spontan, schwer an meinen Computer gebunden hab ich mein Leben vor dem Display verbracht. Das hat sich jedoch in den letzten Monaten zunehmend verändert, weshalb ich für solch eine spontane Idee definitiv bereit war. Ich stammelte nur ein „Ähm… okay!“ und fing sofort an zu schauen, welches Meer denn so in Reichweite liegt. Als erstes schaute ich in den Norden, Ostsee, aber dort herrschten zur Mittagszeit gerade einmal 14 Grad, weshalb ich direkt weitersuchte. Niederlande, 18 Grad. Auch das war mir noch zu wenig. Italien, aber irgendwas das in der Nähe ist.. Venedig. Und neben Venedig liegt Jesolo – 36 Grad. Das Ziel war gefunden!

Ohne Moos, nix Hotel, nix Flug, nur Auto

Blöd war nur, es war gerade Ende des Monats, die Geldbeutel nahezu leer und wegen solch einer Schnapsidee rührt man sein Erspartes ja nicht an. Also kurz den ABetterRoutePlanner angeworfen und mal geprüft, wie lang so eine Fahrt mit dem Tesla dauern könnte. 1050 Km, ca. 11,5 Stunden, wobei 1,5 Stunden Ladezeit auf vier Ladestops verteilt waren. Mit dem Elektroauto ist eine solche Fahrt günstig, als Kunde von „Elvah“ hatte ich sogar eine Ladeflatrate und der gesamte Trip würde mich ganz genau 0,00 Euro kosten. Im Auto schlafen erprobt, war also mein Vorschlag einfach mit dem Auto zu fahren, kein Hotel zu buchen, sondern im Auto zu schlafen. Damit wäre der gesamte Trip – jedenfalls das Übernachten und die Fahrtkosten bei Null Euro und jeder könnte 30-40 Euro für Verpflegung investieren, im schlimmsten Fall! Auf dem Weg nach Jesolo braucht es dann noch Maut und Vignette, aber die paar Euros sollten wir noch haben.

Ohne Tesla Supercharger ist die Planung übrigens über die ABRP App sehr angenehm und auch als Nicht-Tesla Fahrer ist solch eine Strecke über das EU-Weite Land machbar. Wenn du elektrisch unterwegs bist und dich noch nicht traust, solch Trips zu unternehmen: Augen zu und los! Im EU Land sind die Strecken schon sehr gut ausgebaut.

Jetzt gehts los.

Gegen 17 Uhr wären wir beide mit der Arbeit fertig und könnten starten. Während der letzten Stunde packten wir Kissen, Decken, zwei Handtücher und eine Badehose ein, sodass wir relativ zeitnah starten konnten. Wenn wir gut durchkommen, wären wir um 4:00-5:00 Uhr morgens in Jesolo, was jedoch schnell keine Option mehr wurde, denn wie wir feststellen mussten, ist das schlafen im Auto in Italien nicht gestattet. Da ein Teil des Weges durch Österreich führt, dachten wir, wir könnten bis zur Grenze fahren und uns dann schlafen legen, doch leider ist auch in Österreich das schlafen im Auto nicht gestattet. Also nahmen wir uns vor bis nach Bayern an die Grenze von Österreich zu fahren, dort zu nächtigen, um dann am nächsten Morgen so schnell wie möglich nach Jesolo zu fahren. Da wir mit meiner Ladeflat nur an Säulen laden konnten welche nicht von Tesla waren, mussten wir mit 1050 Kilometer auch einen längeren Weg auf uns nehmen – mit den Tesla Superchargern wären wir bei 890 Kilometern gewesen. Aber egal… wir wollten den Strand also haben wir ihn auch angesteuert. Was auch immer wir dafür auf uns nehmen mussten.

Stop in Bayern war eine gute Wahl

Wir starteten kurz nach 17 Uhr und kamen nur mäßig durch. Die Autobahn war voll, immer wieder stockte der Verkehr. Auch eine etwas längere Ladepause nahmen wir in Kauf, da wir noch etwas essen wollten. Normalerweise laden wir ca. 15 Minuten pro Stop, doch dieses eine mal waren wir mit dem Essen eine gute Stunde am Autohof gebunden. Das sorgte in Summe dafür, das wir erst spät gegen 00 Uhr in Bayern an der Grenze zu Österreich ankamen und ich war inzwischen wirklich müde. Der Parkplatz an der Autobahn sah sehr lustig aus, denn vor dem Schlafen wollten wir das Auto noch ordentlich Vollladen lassen, damit wir am nächsten Morgen direkt mit einem gut gefüllten Akku starten können um keinerlei Zeit zu verlieren. Während des Ladens sahen wir immer mehr Autos, welche ebenfalls auf dem Parkplatz parkten um dort zu schlafen. Auch Wohnmobile und solch Zelte welche man sich auf das Autodach montiert, konnten wir beobachten. Wir wussten also: Wir sind nicht alleine so verrückt! 🙂

Morgens um kurz vor 6 Uhr klingelte dann der Wecker – Wir wollten ja wieder früh los, damit wir schnellstmöglich in Jesolo ankommen. Warum wir uns selbst so unter Zeitdruck setzten? Vanessa hat eine Tochter, zu diesem Zeitpunkt 9 Jahre alt, welche über das Wochenende bei ihrem anderen Elternteil war. Wenn ihre Tochter am Sonntag gegen 17 Uhr nachhause kommt, wollte Vanessa natürlich auch wieder Zuhause sein. Unsere Zeit war also begrenzt.

Also, morgens gegen 6 Uhr aus dem Auto raus und das erste was wir beobachten konnten, war ein „kleines Dorf“, das zu Leben begann. All die anderen Menschen, welche auf dem Parkplatz schliefen, waren morgens munter und bereits unterwegs. Zur Tankstelle um die Toilette zu nutzen und um sich frisch zu machen, andere mit Hunden damit diese ein wenig Auslauf bekommen und wieder andere saßen mit Stühlen vor dem Wohnmobil und tranken einen Kaffee. Crazy!

Wir flitzten auch zügig in die Tankstelle um uns frisch zu machen und um eine Vignette für Österreich zu kaufen, diese fehlte uns zu der Zeit noch. Frisches Proviant gleich mit zur Kasse genommen, bezahlt, ging es auch direkt zurück zum Auto und auf die Straße. Von jetzt an ging es ganz entspannt durch Österreich und dann in Richtung Italien. Unterwegs verloren wir eine gute Stunde Zeit, weil ich mich verfahren habe, was für eine straffe Elektroautoplanung auch wieder mehr Zeitverlust bedeutet, da die verfahrene Strecke ja auch nachgeladen werden möchte.

Hallo Italien, hallo Jesolo

Wir waren wirklich lange unterwegs, ich weiß nicht mehr wann wir Italien erreichten aber gegen 15:00 erreichten wir Jesolo wo wir für günstige 1,50 Euro pro Stunde Strandnah parken konnten. Die Tasche gepackt und ab in Richtung Strand. Während wir über die Straße in Richtung Horizont liefen, konnten wir das Wasser zwar noch nicht sehen, aber es fühlte sich bereits nach absolutem Urlaubsfeeling an. Zwischen den Hotels durch, schimmerte es dann auch irgendwann Blau und Gelb – Das Meer und der Strand war langsam zu erkennen.

Allein für den Anblick hat sich die Reise gelohnt, aber wenn man schon mal da ist, dann will man auch ins Wasser. Also schnell umziehen… dachten wir uns und fanden keine Umkleidekabinen am Strand. Ärgerlich! Ein Weg zurück zum Auto haben wir ausgeschlossen, da wir bereits viel zu viel Zeit verloren haben. Ich zog mir also kurzerhand meine Badeshorts über meine Unterwäsche und schmiss mein Shirt bei Seite. Vanessa zog schnell unter ihrem Klein ihr Bikini-Unterteil an – ihr Oberteil hatte sie jedoch vergessen. Das machte aber nichts, denn dank Sport-BH war das Umzieh-Problem keines mehr. Und dann jetzt: Ab ins Meer!

Herrliches Wasser, angenehmer Strand, geniale Pizza mit bestem Eis

Ca. 2,5 Stunden verweilten wir am Strand. Während alle auf teuren Liegen Platz nahmen, schmissen wir uns auf unser jeweiliges Handtuch. Rückblickend waren wir schon etwas wenig vorbereitet: Ein zweites Handtuch für jeden, vielleicht noch eine Decke und etwas mehr Ersatzunterwäsche hätten geholfen, allerdings haben wir uns die Laune nicht vermiesen lassen.

Das Wasser war herrlich salzig und hatte leichten Wellengang. Es war nicht warm, aber auch nicht Eiskalt. Es erinnerte mich an einen Ausflug nach Ägypten im Jahr 2015, da verhielt sich das Meer ganz genau so am Tag der Abreise. Der Strand selbst war in Ordnung, aber durchaus gut besucht. Sehr gut besucht. Aus meiner Sicht hätte es auch etwas weniger Menschen geben können, aber so ist dass an solchen Orten nun mal.

Nach etwas mehr als zwei Stunden Strand und Meer, sagten wir uns, dass wir nach Souvenir Shops und einem Restaurant Ausschau halten sollten. Wir waren eine halbe Stunde zuvor aus dem Wasser gegangen und bis dahin schon gut getrocknet. Also machten wir uns auf die Suche und wurden prompt fündig. Jesolo ist ein Touristenort, Souvenir Shops und Restaurants finden sich auf 5 Meter Abstand. Also schnell ein Souvenir gekauft und dann ein Restaurant ausgesucht. Wir waren in Italien, also fiel die Wahl recht schnell auf Pizza. Nach dem ersten Biss dachte ich, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie eine so leckere Pizza gegessen habe. Wahnsinn.. der Teig hatte einen so intensiven Geschmack, das habe ich so noch nie erlebt. Wer also schon immer mal eine sehr gute Pizza essen wollte, der sollte unbedingt nach Italien fahren.

Nach der Pizza ging es dann in Richtung Parkplatz, immerhin war es schon fast 19 Uhr und wir mussten die Heimreise antreten, denn Schlafen konnten wir aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen erst wieder in Bayern. Wir kamen noch an einer Eisdiele vorbei und nahmen uns als Wegzerrung und Nachtisch noch 2-3 Kugeln mit. Auch hier hatte ich das Gefühl, dass ich selten ein Eis so intensiv im Geschmack erlebt habe. Es war himmlisch.

Wir waren eigentlich nur wenige Stunden in Italien bzw. am Zielort, aber es fühlte sich an wie mehrere Tage. Ich hatte das Gefühl tatsächlich erholt zu sein, als wäre ich gerade aus dem Urlaub gekommen. Leider begann dann aber schon der Aufbruch und es ging zurück nach Deutschland.

Eine Rückreise mit Tücken

Kurz nach Aufbruch in Italien mussten wir unseren ersten Ladestop anfahren, denn wir hatten nur noch gut 30% bei Abfahrt in der Batterie. Schnell kamen wir an der Autobahn an eine Abfahrt, wo wir eine Ladesäule erreichten, wo wir 20 Minuten ausharrten um den Akku so richtig voll zu machen. Außerdem konnten wir die Zeit nutzen um uns Bilder anzusehen und um uns noch mal über das gesehene zu unterhalten. Auf dem Weg zurück zur Autobahn mussten wir dann aber feststellen, dass selbige gesperrt worden ist. Warum? Keine Ahnung! Es gab aber einfach keinen Weg mehr auf die Autobahn und so mussten wir einmal quer durch die Städte und Dörfer tingeln. Es vergingen Stunden, ehe wir wieder auf die Autobahn kamen, da das Autobahnnetz dort nicht so günstig ausgebaut ist, wie hier in Deutschland. Wir verloren eine Menge Zeit und erreichten unseren Schlafplatz in Bayern erst kurz nach 03:00 Uhr morgens. Immerhin konnten wir so einiges an Maut sparen, jedoch lohnt es sich nicht den Mastfreien-Weg freiwillig zu fahren. Die Zeit und die Nerven sind es einfach nicht wert.

Erledigt und ausgelaugt schliefen wir schnell ein und standen morgens bereits um 07:30 Uhr wieder auf. Der Rest der Rückfahrt verlief unspektakulär – dafür war der voriger Trip einfach genial.

Nach nun einigen Monaten kann ich sagen, dass Jesolo zu einem meiner Favorite Spots geworden ist, welchen ich liebend gerne häufiger anfahren werde. Und jeder der noch nicht da war, sollte sich einen Kurzurlaub an der Adriaküste mal gönnen. Ich empfehle jedoch mind. 2 Tage Vor Ort einzuplanen – Sonst folgt der Freude der Ankunft schnell die Trauer der Abreise. 😉

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